Postregulationsbehörde PostReg: Tätigkeitsbericht 2005

Bern, 30.06.2006 - Die schweizerische Postpolitik der schrittweisen und kontrollierten Marktöffnung zeigt ermutigende Resultate. Die postalische Grundversorgung ist flächendeckend und in sehr guter Qualität garantiert, gleichzeitig ist ihr finanzielles Fundament sehr solide. Allein mit der Grundversorgung verdiente die Schweizerische Post 2005 wiederum über CHF 700 Mio. Nebst einem der dichtesten Poststellennetze Europas profitieren KMU und Bevölkerung zudem bereits von 120 Paketannahmestellen der konzessionierten privaten Postanbieter. Auch die Bilanz der Arbeitsplatzentwicklung ist positiv.

Gute postalische Grundversorgung

Die Post erbrachte die postalische Grundversorgung 2005 flächendeckend und in sehr guter Qualität. Zu den Dienstleistungen der Grundversorgung gehören im Berichtsjahr die Briefe im Monopol, die adressierten Pakete bis 20 kg, die Zustellung von abonnierten Zeitungen und Zeitschriften im ordentlichen Zustellgang sowie Bareinzahlungen, Barauszahlungen und Überweisungen. Der im europäischen Vergleich grosszügige Umfang der Grundversorgung blieb im Berichtsjahr unverändert.

 

Dichtes Poststellennetz – anhaltender Rückgang des Schaltergeschäfts

 

Die Schweiz lag im Berichtsjahr bezüglich Dichte des Poststellennetzes (Poststellen pro km2) hinter den Niederlanden auf Platz Zwei. Unser Land verfügte Ende 2005 über 2'531 Poststellen, 54 weniger als im Vorjahr. 90,8 % der Bevölkerung erreichten im Durchschnitt innert 20 Minuten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr die Dienstleistungen der Grundversorgung. Damit wurde die bundesrätliche Vorgabe von 90 % eingehalten. Die Postdienstleistungen wurden vorwiegend in klassischen Poststellen erbracht, daneben kamen 991 Hausservice-Lösungen und 141 Agenturen zum Einsatz. Deren Anteil von 6 % an der Gesamtzahl der Poststellen ist im europäischen Vergleich gering. Nebst dem dichten Netz der Post standen den KMU und der Bevölkerung bereits 120 Paketannahmestellen der konzessionierten privaten Post­dienstleister zur Verfügung.

 

Trotz hoher Netzdichte besteht Handlungsbedarf für eine attraktivere Gestaltung des Poststellennetzes. Zwischen 2000 und 2005 gingen die am Postschalter getätigten Geschäfte stark zurück: um 37 % bei den Briefen, 40 % bei den Paketen und 10 % bei den Einzahlungen. Diese Zahlen sind bemerkenswert, umso mehr als im gleichen Zeitraum die Menge der adressierten Briefe zwar um 4 % zurückging, die Gesamtmenge aller Briefe (adressierte und unadressierte) jedoch um 1,3 % stieg. Seit 1998 ist die Gesamtmenge aller Briefsendungen um beinahe 5 % gestiegen, die Zahl der beförderten Zeitungen und Zeitschriften um 13 %. Die Post ist bisher nicht mit einem Substitutionsproblem durch die elektronischen Medien konfrontiert, sondern damit, dass die Kundschaft die Poststellen weniger aufsucht. Mit dem Projekt Ymago testet die Post besser auf die heutigen Bedürfnisse der Kundschaft abgestützte Lösungen. Wie ausländische Erfahrungen zeigen, könnte mit einer besseren Ausrichtung die Dichte des Poststellennetzes möglicherweise sogar erhöht werden.

 

Briefpost: Laufzeiten auf hohem Niveau

 

Die Post konnte die Einhaltung der Laufzeiten im Vergleich zum Vorjahr wieder stabilisieren. Sie ist nun wieder auf dem gewohnt hohen Niveau und gehört bezüglich Laufzeiten zur Spitzengruppe der europäischen Postunternehmen. Sie erreichte bei der A-Post einen Wert von 97,7 %, bei der B-Post 98,2 %. Für den Versand eines inländischen A- oder B-Briefes von 20 g müssen die schweizerischen Konsumentinnen und Konsumenten zusammen mit den finnischen[1] und dänischen nach wie vor am tiefsten in die Tasche greifen. Jeder zweite Brief fällt in diese Gewichtskategorie. Zu den günstigen Anbieterinnen in Europa gehört die Schweizerische Post dagegen im Segment der inländischen A-und B-Briefe mit einem Gewicht von 50 bzw. 100 g.

 

Paketmarkt stabil; starke PaketPost

 

Der Paketmarkt war im Berichtsjahr stabil. Das Volumen der beförderten Sendungen von max. 20 kg blieb praktisch unverändert. Die Zahl der Konzessionäre erhöhte sich von 13 auf 20; der Marktanteil der konzessionierten Anbieter entwickelte sich geringfügig auf 18 %. Die Post konnte sich damit im Berichtsjahr im Paketmarkt nicht nur behaupten, sondern verstärkte gleichzeitig ihre Bemühungen um die Kundschaft. So profitierten die Kundinnen und Kunden etwa von erneut verbesserten Laufzeiten. Dies ist bemerkenswert, weil sie mit Verweis auf den Wettbewerbsdruck zugleich die Aufgabezeiten für die garantierte Folgetagszustellung an 140 Poststellen in allen Landesteilen um vier Stunden nach hinten verschoben hatte. Die vollständig im Wettbewerb stehende PaketPost steigerte zudem im Berichtsjahr nicht nur erneut ihr finanzielles Ergebnis, sondern auch die Kundenzufriedenheit. Auffällig ist, dass die PaketPost selbst bei den Geschäftskunden einen Zufriedenheitswert erzielte, der den Wert der im Berichtsjahr noch ausschliesslich im Monopol arbeitenden PostMail um 5 Punkte übertraf. Auch die privaten Postanbieter kamen im Bestreben um kundenfreundliche Lösungen einen Schritt weiter: die Zahl ihrer Paketannahmestellen stieg von 40 auf 120.

 

Kosten der Grundversorgung: erneut sehr gutes Ergebnis; grosse Fortschritte in der regulatorischen Rechnungslegung, weitere Anstrengungen nötig

 

Die Grundversorgung stellt gemäss regulatorischem[2] Ausweis der Post auch 2005 das zentrale Geschäft dar. Ihr Ergebnis beträgt gut CHF 711 Mio; CHF 290 Mio. entfallen auf das Monopol, CHF 421 Mio. auf den nicht reservierten Dienst. Gegenüber der letztjährigen Berichterstattung machte die Post zur Einhaltung der regulatorischen Bestimmungen einen grossen Schritt vorwärts. Sie stellte die Ergebnisse in einer formal korrekten Form dar und wies gegenüber PostReg auch die angewendeten Transferpreise und Umlagen aus. Ohne ihr Testat einzuschränken hielt die unabhängige Prüferin allerdings fest, dass die Post die Vorgaben hinsichtlich Bestimmung der Kosten des betriebsnotwendigen Poststellennetzes rechnungslegungstechnisch noch nicht umgesetzt hat. Dieser wesentliche weitere Entwicklungsschritt bleibt noch zu machen: ohne Bestimmung der Kosten des betriebsnotwendigen Netzes ist es nicht möglich, die Höhe des ausgewiesenen Infrastrukturbeitrags, der Transferpreise und die Ergebnisse der drei Dienste aus regulatorischer Sicht abschliessend zu beurteilen. Die Post ist daran, mit dem Projekt Rechnungswesen 2007 die Basis für den anforderungskonformen Ausweis dieser Kosten zu schaffen. Angesichts der sehr gut finanzierten Grundversorgung macht es Sinn, ihr die notwenige Zeit dafür einzuräumen.

 

Positive Arbeitsplatzentwicklung

 

Die Bilanz der Arbeitsplatzentwicklung ist bisher positiv. Zwar führt die rasante technologische Entwicklung zu einem Stellenabbau in der personalintensiven Brief- und Paketverarbeitung (Stammhaus Post). Ende 2005 waren allein im Stammhaus Post rund 37'000 Personaleinheiten beschäftigt. Im Gegenzug schuf die Post in den letzten Jahren in ihren neuen Geschäftsfeldern viele neue qualifizierte Arbeitsplätze. Der Konzern Post beschäftigte Ende 2005 insgesamt rund 41'000 Personaleinheiten. Zu beachten sind zusätzlich die Stellen, die durch private Anbieter im konzessionierten Bereich geschaffen wurden (2'400). Insgesamt liegt die Beschäftigung mit über 43'000 Vollzeitstellen um 1,5 % über derjenigen vor zehn Jahren, also vor dem Beginn der schrittweisen und kontrollierten Marktöffnung. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die Stellen, die von privaten Anbietern im vollständig deregulierten Wettbewerbsdienst (Kurier, Express) geschaffen wurden. Bemerkenswert: Viele der neu geschaffenen Stellen - auch bei den privaten Postanbietern - sind in ländlichen Agglomerationen und Randgebieten angesiedelt.

 

Anhaltender Wandel im europäischen Postbereich als Herausforderung

 

Die bisherigen Ergebnisse der schrittweisen und kontrollierten Marktöffnung sind bezüglich Grundversorgung, Marktentwicklung und Arbeitsplätze positiv. Doch beschleunigt sich der Wandel im europäischen Postwesen. Die Briefmonopolgrenze der EU liegt seit 1. Januar 2006 auf 50 g; noch 2006 wird die EU die Weichen in Richtung einer mittelfristigen vollständigen Marktöffnung stellen. Grossbritannien hob anfangs 2006 das Briefmonopol komplett auf, die Niederlande und Deutschland wollen 2007 bzw. 2008 nachziehen. In der Schweiz liegt die Monopolgrenze seit dem 1. April 2006 auf 100 g. Die Schweiz ist keine Postinsel; die europäischen Entwicklungen werden nicht ohne Folgen bleiben. Deshalb hat der Bundesrat am 3. Mai 2006 entschieden, rasch die Totalrevision von Post- und Postorganisationsgesetz an die Hand zu nehmen. Parallel zur Öffnung wächst die Bedeutung der Regulierung. Ihre Entwicklung muss im Interesse der Sicherstellung der Grundversorgung mit der Entwicklung des Marktes Schritt halten.

 

Im schweizerischen Postwesen nimmt die per 1. Januar 2004 durch den Bundesrat geschaffene Behörde PostReg die Regulationsaufgaben wahr. Sie ist administrativ dem Generalsekretariat UVEK unterstellt. Ihr Auftrag umfasst einerseits als fachlich unabhängige Behörde die regulatorischen Aufgaben im Bereich Grundversorgung und Markt. Andererseits bereitet sie in Linienfunktion Entscheide zu Handen des UVEK im Postverkehrsrecht vor und setzt sie um. Zudem führt sie die Geschäftsstelle der unabhängigen Kommission Poststellen. PostReg ist damit mehr als nur ein Marktregulator. Eine tabellarische Übersicht über die verschiedenen Zuständigkeiten im Postwesen findet sich im Anhang des Tätigkeitsberichts.

 

[1] Zu beachten ist dabei, dass die Tarife in Finnland eine Mehrwertsteuer von 22 % enthalten, während der schweizerische Tarif als Monopoltarif mehrwertsteuerbefreit ist.

 

[2] Zum unterschiedlichen Zweck von regulatorischer und betrieblicher Rechnungslegung vgl. S. 14 ff des Tätigkeitsberichts (Herleitung und Zweck des Ausweises der Kosten der Grundversorgung).

Adresse für Rückfragen

PostReg
Bundeshaus Nord
3003 Bern
Tel.: +41 31 322 50 94

Herausgeber

Eidgenössische Postkommission PostCom
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Letztes Update: 11.12.2023