PostReg veröffentlicht Tätigkeitsbericht 2010

Bern, 20.05.2011 - Trotz der Öffnung des Teilmarkts der adressierten Briefe über 50 Gramm entwickelt sich der Wettbewerb nur zögerlich. Die Post verfügt auf diesem Markt nach wie vor über einen Anteil von mehr als 99%. Die Postregulations-behörde (PostReg) stellt in ihrem Tätigkeitsbericht ausserdem fest, dass die Post die Qualität bei der Grundversorgung weiterhin auf einem hohen Niveau hält. Der Regulator führt dies insbesondere auch auf seine konstruktive Kritik und seine Vorstösse bei der Post zurück.

Die auf den 1. Juli 2009 eingeführte Herabsetzung der Monopolgrenze bei den Briefen hat im neu geöffneten Teilmarkt der inländischen und aus dem Ausland eingehenden Briefe über 50 Gramm den Wettbewerb kaum belebt. Die Schweizerische Post hält in diesem Marktsegment noch immer einen Marktanteil von über 99%, während die Konzessionäre sich auf Nischen konzentrieren. Grund dafür ist, dass die Post mit ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Logistik, den grossen Sendungsvolumen, dem flächendeckenden Verteilnetz und den Sortierzentren Vorteile hat, die kaum wettzumachen sind.  

 

Insgesamt hat die Post im Berichtsjahr 2010 rund 2,37 Milliarden (2009: 2,40 Milliarden, -1,5%) inländische Briefsendungen verarbeitet. Dabei sank das Volumen der B-Post-Briefe, die nahezu drei Viertel der Menge ausmachen, um 2,0%. Das Volumen der A-Post-Briefe hingegen stieg minim um 0,3% an. Gemäss der Post ist der Rückgang vor allem auf die anhaltende Substitution durch elektronische Medien und auf Versandoptimierungen der Geschäftskunden zurückzuführen. Im europäischen Vergleich verfügt die Schweiz indes nach wie vor über eine Sonderstellung: Sie ist das Land mit der höchsten Pro-Kopf-Sendungsmenge Europas. Jeder Einwohner der Schweiz erhält durchschnittlich über 500 adressierte Sendungen pro Jahr. Diese hohe Menge ermöglicht es der Post wesentliche Skalen- und Verbundeffekte zu realisieren. 

 

Im Paketmarkt, der 2004 vollständig geöffnet wurde, hat sich der Wettbewerb stärker entwickelt. Dennoch ist die Schweizerische Post auch hier mit einem Anteil von 80% noch immer die unbestrittene Nummer 1. PostReg hat im Hinblick auf den Weihnachtspäckliversand im Dezember 2010 zum dritten Mal die Tarife der grösseren Paketanbieter verglichen. Obwohl private Postfirmen Produkte teilweise günstiger anbieten, ziehen die meisten Kunden nach wie vor das Angebot der Schweizerischen Post vor. PostReg stellte weiter fest, dass die Kundenorientierung zugenommen hat. So sind beispielsweise einige Postfilialen und auch private Annahmestellen am Wochenende bis spät abends geöffnet.  

 

Regulator begrüsst Umdenken bei der Post

 

Generell erbringt die Post die Leistungen des Universaldienstes auf einem hohen Niveau, teilweise konnte sie sich sogar noch verbessern. 2010 hat die Post 97,2% (Vorjahr 97,7%) der A-Post-Briefe und 98,5% (Vorjahr: 98,4%) der B-Post-Briefe pünktlich an die Adressaten ausgeliefert und damit die Zielvorgabe des Bundesrates von 97% übertroffen.  

 

Der Regulator hat jedoch in den Gesprächen mit der Post mögliche negative Auswirkungen von Projekten und geplanten  Änderungen regelmässig thematisiert. Nicht zuletzt aufgrund dieser Demarchen hat die Post entschieden, dass ab diesem Sommer (2011) 90% der eingeworfenen Briefe frühestens ab 17 Uhr abgeholt werden sollen.

 

Unter dem Titel «Zeitfenster» lancierte die Post im August 2008 ein neues Pilotprojekt bei der Hauszustellung: Im Kanton Waadt – in Epalinges, Montreux und in gewissen Quartieren von Lausanne – wurden frühmorgens nur noch Geschäftszonen bedient. In Wohnquartieren wiederum stellten die Briefträger am Vormittag lediglich Tageszeitungen zu, die Zustellung der Briefpost erfolgte dort versuchshalber bis am späten Nachmittag. 

 

In der Folge wurden die Erkenntnisse aus diesem Pilotversuch in das neue Projekt „Distrinova“ überführt. Im Rahmen dieses Projekts die Post von Anfang Oktober 2010 bis Februar 2011 in der Ost-, Zentral- und Westschweiz die neueste Technik in der Gangfolgesortierung, das heisst, die Sortierung für die Zustelltour erfolgte maschinell statt manuell durch den Briefträger. In einer Zwischenbilanz Ende Dezember 2010 analysierte die Post selbstkritisch die bisherigen Erkenntnisse aus den Tests und entschied, die Idee einer prioritären Zustellung in Gebieten mit vielen Geschäftskunden nicht weiter zu verfolgen. Die Tourenplanung erfolgt seit Anfang 2011 wieder nach Kriterien, damit möglichst viele Kundinnen und Kunden so früh wie möglich bedient werden bzw. dass die Zustellung in allen Testgebieten in der Regel bis spätestens 12.30 Uhr erfolgen wird. PostReg begrüsst das Umdenken der Postleitung und deren Bekenntnis, das Serviceniveau wieder vermehrt höher zu gewichten.   

 

Erreichbarkeit der Poststellen minim unter 90%-Schwelle gesunken

 

Die Dienstleistungen der Grundversorgung müssen in allen Regionen für alle Bevölkerungs-gruppen in angemessener Distanz erhältlich sein. Als angemessen gilt, wenn mindestens 90% der Bevölkerung im Durchschnitt innert 20 Minuten – bei Vorhandensein eines Hausservices innert 30 Minuten – zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr Zugang zur nächsten Poststelle haben. Für das Berichtsjahr 2010 ergaben die Messungen am Stichtag 30. September einen Erreichbarkeitswert von 89,9%. Der Post muss zugutegehalten werden, dass der heutige Wert der Erreichbarkeit auf veralteten Bevölkerungszahlen beruht, die von der Volkszählung aus dem Jahr 2000 stammen. Der Postregulator rechnet damit, dass die Post noch in diesem Jahr diesen Wert von 90% wieder übertreffen wird, wenn die Berechnungen aufgrund der 2010 neu erhobenen Bevölkerungszahlen des Bundesamtes für Statistik die aktuellen Verhältnisse abbilden und mithilfe einer umfassenderen Methode gemessen werden.  

 

Grundversorgung ist weiterhin eigenfinanziert

 

Die Post soll die Grundversorgung selbst und aus den Wettbewerbserträgen finanzieren. Mit 664,9 Mio. Franken (2009: 706,2 Mio. Franken) fällt das Ergebnis 2010 in dieser Hinsicht wiederum sehr gut aus. Die Grundversorgung ist  immer noch eigenfinanziert (118,4%), doch hat sich die Situation leicht verschlechtert (Vorjahr: 119,6%). Umgekehrt kann man daraus herauslesen, dass die Post durch die Entwicklung der Wettbewerbsdienste ihre Abhängigkeit von den reservierten und nicht reservierten Diensten verringert hat.  

 

PostCom soll PostReg ablösen

 

Aufgrund des neuen Postgesetzes wird mit der PostCom eine neue Regulierungsbehörde an die Stelle von PostReg treten. Sie wird analog zu den Regulierungsbehörden im Telekommunikations- oder Elektrizitätsbereich (ComCom und ElCom) als Kommission aus fünf bis sieben unabhängigen Sachverständigen gebildet. Die PostCom wird ausserdem über ein unabhängiges Fachsekretariat verfügen, das ihre Geschäfte vorbereitet, Untersuchungen durchführt und ihre Entscheide vollzieht. Im Vergleich zur PostReg wird die PostCom über eine grössere Unabhängigkeit und mehr Kompetenzen verfügen.   

 

Weitere Informationen: www.postreg.admin.ch 

 

Über die PostReg

 

Seit dem 1. Januar 2004 nimmt PostReg Regulationsaufgaben im Schweizer Postwesen wahr. PostReg ist administrativ und teilweise auch fachlich dem Generalsekretariat UVEK unterstellt. Ihr Auftrag umfasst die Qualitätssicherung im Bereich der Grundversorgung. Zudem gewährleistet PostReg unter anderem, dass die Einhaltung der Grundsätze der Kosten- und Leistungsrechnung sowie des Quersubventionierungsverbotes einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden. Zudem führt sie die Geschäftsstelle der unabhängigen Kommission Poststellen.   

 

Kontakt/Rückfragen:Marc Furrer, Leiter Postregulationsbehörde PostReg, 031 323 52 90

 

 

Adresse für Rückfragen

Marc Furrer, Leiter Postregulationsbehörde PostReg, 031 323 52 90

Postregulationsbehörde PostReg
Monbijoustrasse 51A
3003 Bern
Tel.: +41 31 322 50 94

Herausgeber

Eidgenössische Postkommission PostCom
http://www.postcom.admin.ch/de/



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Letztes Update: 11.12.2023